10 Dez Meditation und der Wunsch nach Ruhe
Aus dem Erleben von Unruhe und Angespanntheit entsteht für uns Menschen die Sehnsucht nach dem Gegenteil, nach Ruhe und einem friedvollen Sein. Wir erwägen dann vielleicht, eine Meditation auszuprobieren, da sie in unserer Vorstellung einen Zustand stiller Ausgeglichenheit darstellt.
Wir geraten in eine paradoxe Situation. Die Ruhe, die wir uns wünschen, hat die Qualität des Nichttuns in sich. Sie scheint aber nicht anwesend zu sein, so daß wir glauben, etwas tun zu müssen, um zu ihr zu kommen. Gerade durch unser Bemühen entfernen wir uns wieder von der in sich mühelosen Ruhe.
Der Wunsch, meditieren zu wollen, ähnelt so mehr dem Wunsch, einschlafen zu wollen. Das Einschlafen können wir nicht selbständig tun. Es ist ein Aufhören zu tun, zu denken, zu planen, zu verändern, zu fühlen, zu wollen.
Die Qualitäten und Formen unserer Erfahrungen lösen sich beim Einschlafen nach und nach auf, wir als Bewusstsein lösen uns aber nicht auf.
Dies kann als Anregung und Einstimmung für das Meditieren genommen werden. Wir versuchen, absichtslos die Körperempfindungen, die Gefühle oder Gedanken zu beobachten. Nicht das Verändern, Verbessern, Verdrängen steht im Mittelpunkt des Beobachtens, sondern ein Willkommen-Heißen der gegenwärtigen Erfahrung.
Wir können dann den Focus des Erfahrens nach und nach von den Inhalten der Beobachtungen auf das Beobachten selbst richten.
Oft beginnt ein inneres Weichwerden von Begrenzungen, ein raumähnliches Gefühl von Offenheit, das von einer feinen Wachheit und Lebendigkeit durchzogen ist. Es ist nicht mehr ein Greifen nach etwas, sondern ein richtungsloses Ruhen. Eine neuartige Leichtigkeit ohne Zentrum, ohne ein Ich-Bild breitet sich aus.
Der nach Ruhe Suchende erweist sich als die Ruhe selbst.